Cornelius
Kolig 7. Juni -
19. Juli 1997 Verspürt der Einsitzende z.B. den Drang, die große Not zu verrichten, so zweigt er einen Teil der dafür bereitgestellten emotionalen Energie ab und wendet ihn für den Malakt auf. Er sublimiert sein ursprüngliches Bedürfnis in einer analogen Form: in einem kleinen Raum in fahlem Licht eines Farbmonitors malt er die ( via Übertragungskamera ) langsam über den blauen Gefängnishimmel dahinziehenden Haufenwolken vom Bildschirm auf eine 4 Millimeter starke, ölgehärtete Hartfaserplatte mit einer Paste aus Farbpulver, Acrylbinder und Verdickungsmittel ab, wobei sich die Bildübertragungs-technik als zivilisatorisches Vehikel zwischen Bild und Abbild schiebt, das Klosettpapier zwischen Hand und Dreck mimend. Verspürt der Einsitzende jedoch das Bedürfnis Nahrung aufzunehmen, so tut er dies im Paradies nicht sofort, sondern er ist bemüht seinen Hunger durch erhöhten Speichelfluß zum Heißhunger zu steigern. Er setzt sich ins Freie vor den Schwarz-Weiß-Monitor in den TV-Stuhl und zeichnet aus eingespielten Sexfilmen (via Satellit) mit Kohle und Speichel Brüste, Schenkel und andere Körperteile auf feuchtigkeits-unempfindliche und maßhaltige Polyesterfolien, wobei sich die Bildübertragungstechnik als Kleckerlatz und zivilisatorisches Augenkondom decouvriert.
|