1981 |
geb. am 06. 01. in Wien |
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freischaffende Künstlerin, wohnhaft in Wien |
1991 - 1999 |
Besuch des Gymnasiums in der Boerhaavegasse (Schwerpunkt bildnerische Erziehung) |
2000 - 2007 |
Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Klasse “kontextuelle Malerei“ unter der Professur von Hans Scheirl, vormals Elke Krystufek, vormals Muntean Rosenblum |
2007 |
Diplomprüfung für die Studienrichtung Malerei u. Graphik |
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Auswahl Gemeinschaftsausstellungen |
2009 |
„A Gap between two Houses“, Nha San Studio, Vietnam „art austria“ Museumsquartier Wien
„review“ bäckerstrasse4 |
2008 |
„Glanz und Verderben“ Kunsthaus muerz
„Nummer 1“ bäckerstrasse4 |
2006 |
„Janus“ bell street project space |
2005 |
„Lassie at Atelier“ Frankfurt am Main |
2004 |
THE MILD WILD LANDSCAPE SHOW“ im Projektraum “522 Kubikmeter“ in der Akademie der bildenden Künste |
2001 |
“pixcells“ mit Lisa Max im Art A.T.O.M. |
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Künstlerstatement |
Szintillation ist ein Begriff aus der Astronomie. Er verweist auf das Aufleuchten einzelner Sterne, als auch auf ein Phänomen aus der Strahlenphysik: durch die plötzliche Entladung natürlicher, radioakiver Strahlung in einem fluoreszierenden Mineral kommt es zu einem Lichtblitz.
In meiner skulpturalen Arbeit versuche ich diesem „Aufleuchten“ nachzuspüren. Dabei spielt die Auswahl des Materials und dessen Anordnung eine wesentliche Rolle. Das Material sollte leicht, transparent und vielseitig sein. Das multiple Objekt entsteht beispielsweise aus bemalter Folie bzw. alltäglichen Gegenständen wie: Plastikgabeln, Cocktailspiesse, Srohhalme... Die einzelnen Elemente fügen sich so ineinander, dass sie eine kristalline Oberfläche bilden.
Alle meine Objekte verstehe ich als Experimente, die sich unbegrenzt fortführen ließen.
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Werkbeschreibung |
Das Schillern der Dinge
Zum Werk von Maria Stimm. Text: Vitus Weh
Von Maria Stimm gibt es Plexiglasboxen, in denen vielgestaltige Mineralien glitzern. Manche deren Formen gleichen Nadelkissen, andere sind würfel- oder penneförmig, auch farblich gibt es alle möglichen Spielarten und zusammengenommen erzeugen sie leicht die Magie einer unterirdischen Kristallgrotte. Zugleich erscheint diese Sammlung unterschiedlichster Kristallformen aber auch wie eine objektgewordene kristallographische Enzyklopädie: Jede Spezies ruht in einer separaten Vitrine. Die verschiedenen Mineralformen schillern also sowohl im Licht, als auch in ihrer sammlungsgeschichtlichen Zuordung. Es ist, als stünde man dank einer Zeitmaschine genau am Beginn der Aufklärung, museal gesehen am historischen Übergang zwischen einer alten, kuriosen Wunderkammer und einem neuzeitlichen Museum mit wissenschaftlicher Systematik.
Doch das Vexierbild springt noch zwischen anderen Polen hin und her: Je nach Disposition kann das Tableau auch ins Märchenhafte kippen und zum Beispiel an die Kammer mit den abgehandelten Herzen aus Wilhelm Hauffs Erzählung „Das kalte Herz“ (1828) erinnern.
Tatsächlich sind Maria Stimms Kristalle keine natürlichen Mineralien, sondern aus billigstem Plastik gefertigte Handarbeiten. Also auch das Material ist ein Vexierwerk: Es wirkt wie die größte Kostbarkeit, ist aber leicht und trashig. Die Kristalle wirken wie über Jahrtausende von Jahren gewachsen, sind aber nur minutiös bearbeitet, mitunter bemalt und fein zusammengefügt. Möglicherweise entsteht gerade dadurch ihre erstaunlich beseelte Wirkung: Dass da jemand für unscheinbares Zeug den in unsrere Wirtschaft immer schneller rotierenden Produktions- und Abfallkreislauf anhält und daraus funkelnde Kunstwerke für die Ewigkeit zaubert. So dem Alltag entrissen lädt sich ein vorgebliches Nichts dann plötzlich mit Potential und Geschichte auf. Auf einmal scheinen diese wertlosen Dinge wert- und welthaltiger zu sein, als jedes nominelle Edelmaterial. Und so verweist gerade die Hinfälligkeit der gebastelten Kristalle auf die endlose Dauer ihres Entstehens in der Natur, verweist ex negativo auf die Eleganz der natürlichen Wachstumsgesetze und die dafür nötigen Druckverhältnisse im Innern der Erde.
Nun kennen wir natürlich Widersprüchlichkeiten und Paradoxien im Alltag ohne Ende und sind selten beglückt davon. Das Beglückende an Stimms paradoxen Kristallen ist es jedoch, diese Erfahrung in eine verdichtete Erscheinung überführt zu haben. Es ist, als ob man in der Gestalt der Kristallobjekte auf etwas ewig Bekanntes stoßen würde. Gewissermaßen sind sie Objets trouvés im übertragenen Sinn; oder besser:
Formimaginationen, auf denen unsere Welterfahrung beruht, weil sie unser zugleich geologisches als auch sentimentales Fundament sind.
Maria Stimms Werkzyklus der Kristalle entsteht seit 2004. Kunsthistorisch ist er eingebettet in Stimms Beschäftigung mit Strategien der Pop Art und Op Art, also mit Kunstrichtungen, deren Hochblüte schon rund ein halbes Jahrhundert vergangen ist. An der knallig bunten Pop Art der 1960er Jahre interessiert Maria Stimm vor allem deren Hinwendung zu den Themen und Materialien der Alltagskultur, zur Werbung und Dekoration, die Hinwendung zur seriellen Arbeitsweise, zu Recycling und zur Assemblage. An der Op Art wiederum, die in letzter Zeit in der Kunstproduktion allgemein auf ein wiedererwachtes Interesse stößt, fasziniert sie deren Hinwendung zum flüchtigen Glanz der Spiegel, zur Auflösung der festen Form und zur Bewegung. Bekanntermaßen operierte die Op Art (als Abkürzung von „Optical Art“) dabei von Anfang mit Widersprüchen: Als Kunstrichtung, die sich dem Namen nach dem optischen Reiz verschrieben hatte, agierte sie kurioserweise vorwiegend schwarzweiß. Oder sie zog mit Lichtfestivals in sonnendurchglühte Wüsten. Zur Anknüpfung sind heute jedoch weder Coco-Chanel-Eleganz noch weite Reisen nötig. Im sich anbahnenden Ruinenzeitalter der Moderne kann man auch gleich hier bleiben und sich allerorten und mit dem, was vorzufinden ist, im Umgang mit Vergänglichkeit üben. Indem sie zeigt, welche künstlerischen Fassungen es für diese mittlerweile akzeptierte Flüchtigkeit und Nichtigkeit geben kann, führt Maria Stimm die Geschichte der Pop und Op Art fort.
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