1981 |
geboren in Wien |
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lebt und arbeitet in Wien |
1999 |
Matura |
2001 |
Zivildienst beim evangelischen Flüchtlingsdienst |
2001 – 2006 |
Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, kontextuelle Malerei (MS Rosenblum [Muntean / Rosenblum] bis 06.2005, MS Krystufek ab 10.2005), Diplom. |
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Ausstellungen |
2009 |
„art austria“ Museumsquartier Wien
„review“ bäckerstrasse4 |
2008 |
„Nummer 4“ bäckerstrasse4 „unruhig“, Grüne Galerie, Klagenfurt |
2006 |
„dort auch“, Haus Wiegele, Nötsch
„inzwischen“, Galerie in der Praxis |
2004 |
„verschoben“, Projektraum Schleifmühlgasse,
art a.t.o.m.
„schon wieder“, Orange Garage |
2003 |
„ungewiß“, Projektraum 522m³, Akademie der bildenden Künste Wien |
2002 |
„sehkuh“, Proberaum |
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Gemeinschaftsausstellungen |
2008
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Nummer3, bäckerstrasse4 plattform für junge kunst Galerie Oel - Früh (Hamburg) mit Daniel Angermayr, Rainer Prohaska und Johanes Zechner |
2007 |
„junge talente“, Neuhauser Kunstmühle, Salzburg, mit David Eisl, David Roth und Malgorza Kugler |
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Werkbeschreibung |
Christian Muhr
Abbildungen im inneren Buch – zur Ausstellung „inzwischen“ von Matthias Lautner
Für die Besprechung der Bilder von Matthias Lautner möchte ich vorschlagen, drei Gruppen von Bildern zu unterscheiden: die Bilder, die physisch in diesen Räumen hängen, die Vorbilder, auf denen diese Kunstwerke zum Großteil beruhen und die Bilder, die ich als „innere Bilder“ bezeichne und von denen ich behaupte, dass sie es sind, worum es in der Kunst von Matthias Lautner geht.
Dabei habe ich nicht vor, die schier unübersehbare Fülle von unterschiedlichen Bildtheorien um eine zusätzliche zu erweitern, sondern ich möchte Argumente für eine Bestimmung von Kunst liefern, die Kunstproduktion als Lektüre von inneren Bildern versteht, sowohl auf der Seite der expliziten Künstler als auch auf der Seite der BetrachterInnen. Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass das Lesen der inneren Bilder kein Privileg der Künstler darstellt, sondern durch KünstlerInnen Lektüren innerer Bilder angeregt werden können, die sich nicht unbedingt wieder in Werken manifestieren müssen.
Tiere, Menschen und Texte sind die bevorzugten Motive des Malers Matthias Lautner. Diese Bildmotive kommen meistens unabhängig voneinander vor: es gibt Serien von Tierbildern, portraitartige Menschenbilder aber auch Bilder, in denen Tiermotive mit Texten und Figurendarstellungen mit Satzfragmenten kombiniert werden. Für alle Bilder gilt, dass sie Schauplätze zahlreicher kompositorischer, technischer und thematischer Spannungen sind etwa die Altmeisterlichkeit der Darstellung der meist jugendlichen Personen, die fast völlige Abwesenheit einer Außenwelt und die Präsenz eines rein malerischen Raumes, in dem die Figuren situiert werden, die Detailgenauigkeit der Figurenzeichnung und die mitunter eruptive Gestik des malerischen Aktes, der große Flächen der Bilder dominiert. Vergangenheit und Gegenwart scheinen in diesen Bildern manchmal gleichzeitig präsent zu sein und es sind vor allem Details, wie etwa die Kleidung oder die modischen Accessoires der ProtagonistInnen, die anzeigen, dass wir uns im 21. und nicht etwa im 19.Jhdt. befinden - ein Eindruck der fälschlicherweise unter anderem aus der häufigen Verwendung von ornamentalen Partikeln und Dekor- Elementen abgeleitet werden könnte, die Anleihen beim Formenrepertoire der vorletzten Jahrhundertwende machen.
Mit Hinblick auf die unverkennbare Dramaturgie, der der Aufbau der Bilder von Matthias Lautner folgt, kann man naheliegender weise von Bühnenbildern sprechen. Was wird auf diesen Bühnenbildern verhandelt? Jedenfalls kein offensichtliches Drama. Im Gegenteil: eine merkwürdige Verhaltenheit liegt über diesen Szenen. Lautner verzichtet auf alles Expressive, auf alles was geeignet wäre, zu psychologisieren: es dominieren Rückansichten, Halbprofile, gesenkte Blicke und nur selten sieht ein Gesicht den/die BetrachterIn direkt an, um sich damit an eine Konvention zu halten, die in die Malerei übrigens erst seit dem späten 16.Jhdt Einzug hält und zwar vor allem durch die holländische Malerei, während die Italiener die Blicke lieber im Binnenraum des Bildes belassen.
Matthias Lautner agiert demnach nicht als klassisch moderner Portraitist, der über einen diagnostischen Blick verfügt und dadurch angeblich in der Lage ist, hinter der Charaktermaske und anderen Erstarrungen das eigentliche Wesen seines Gegenübers zu erkennen und im Bild festzuhalten.
Die Körpersprache und die Kleidung der ProtagonistInnen mit ihrer Vorliebe für Kapuzenjacken, Kopftücher, Schals und Sonnenbrillen erwecken den Eindruck, als wollte Lautner seine Figuren geradezu vermummen und dadurch imprägnieren gegenüber dem Röntgenblick einer psychologisierenden Kunstauffassung. In lebhaftem Kontrast zur Introvertiertheit des Personals steht die malerische Behandlung des restlichen Bildraumes, die fast expressiv genannt werden kann insofern, als die für die Malerei als Medium konstitutiven Elemente wie Textur, Geste, Farbe dort zum reinen - durch keine Dienstleistungsfunktion am Figurativen - eingeschränktem Ausdruck kommen. |
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